Bye Bye Späti

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Fleißig und bemüht, freundlich bis herzlich, oft hilfsbereit und manchmal auch ein Anlaufpunkt für einsame Herzen am Sonntag: Das sind unsere Berliner „Spätis“, kleine, meist Eigentümergeführte Ladengeschäfte, wo man alles vom Toastbrot bis zur Rasierseife, Dosenware, Süßigkeiten, manchmal auch frisches Obst, Kaffee, Zigaretten und Bier problemlos auch nach Ladenschluß und am Sonntag rasch und bequem einkaufen kann. Über 900 solcher Läden gibt es in Berlin, sie sind Teil des Lebensgefühls in unserer Stadt. Schon seit Jahren sind diese Kleinunternehmer dem rot-rot-grünen Senat und den Bezirksverwaltungen ein Dorn im Auge. Sie werden als ein Stück Anarchismus betrachtet, passen nicht in das gewünschte System, in dem jeder Bereich streng reguliert werden muß. Wenn das Ordnungsamt einen Späti erwischt, der am Sonntag neben „Touristenbedarf“ (also sogenannte Waren zum sofortigen Verzehr) auch ein breiteres Sortiment anbietet, setzt es Strafgelder und Öffnungsverbote. Dieses Verbot wurde nun soeben in einem Prozess vom Berliner Verwaltungsgericht bestätigt. Das ist wirklich sehr schade, denn es sind in fast allen Fällen die Eigentümer selbst, die an 7 Tagen die Woche diese Läden betreiben, oft Personen mit Migrationshintergrund, die sich mit Fleiß und Mühe eine bescheidene Existenz aufgebaut haben, oft Personen, die keine Chance haben, im regulären Arbeitsmarkt eine Anstellung zu finden. Diese sind nun in ihrer Existenz bedroht, denn am Sonntag und nach Feierabend machen sie den größten Umsatz. Bei vielen werden die Tagesumsätze (wo sie im Wettbewerb zu Supermärkten und Discountern stehen) nicht ausreichen, die Miete zu bezahlen. Viele dieser Kleinstunternehmer werden dann wohl „Kunden“ der Job-Center werden und irgendwann dann vielleicht Empfänger von Michael Müllers „solidarischem Grundeinkommen“.

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